Plaidter Geschichtsverein unternahm Exkursion zum Burgerhaus.
Trotz durchwachsenem Wetter waren mehr als 30 Personen der Einladung des Plaidter Geschichtsvereins zu einer Wanderung zum Burgerhaus gefolgt.
Der Weg führte durch die Alte Andernacher Straße an Wegekreuzen und der Hochkreuzkapelle vorbei. Die Hochkreuzkapelle stand früher im Bereich der Kreuzung B 256/Bahnhofstraße/Eicher Straße. In den ersten Katasterplänen aus den 1820er Jahren heißt die dortige Flur „Am hohen Kreuz“. Das Kapellchen musste vermutlich beim Ausbau der „Aktienstraße“, wie die heutige B 256 damals hieß, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts versetzt werden. Vielleicht bringen intensive Quellenstudien weitere Erkenntnisse.
Auf dem Burgerberg angekommen erläuterte Wolfgang Horch den Teilnehmern die geplante Erneuerung des „Schinkenkreuzes“, die sich der Plaidter Geschichtsverein auf die Fahnen geschrieben hat. Aufgestellt werden soll es auf dem Grundstück des Vorstandsmitglieds Erwin Unger ganz in der Nähe des Burgerhauses. Der Gartenbauverein wird die Aktion unterstützen und zwei zum Ensemble passende Bäume pflanzen.
Das Burgerhaus liegt 193, 3 m über NN. Es ist ein altes Bauerngehöft, das 1837 von Major von Schimmelpfennig gebaut wurde. Später kamen Hof- und Stallgebäude dazu. Doch war dieser bemerkenswerte Platz, an dem die Gemarkungsgrenzen von Andernach, Kretz, Plaidt und Nickenich („Vierländereck“) zusammenlaufen, schon viel früher besiedelt. Von Trier führte die römische Provinzstraße an Mayen vorbei. Eine nördliche Abzweigung ging über den Burgerberg direkt nach Andernach. Ausgrabungen im Bereich des Burgerhauses lassen auf eine Befestigungsanlage schließen, wie sie die Römer an strategisch wichtigen Plätzen errichteten. Von der lateinischen Bezeichnung „Burgus“ haben der Berg selbst und das Burgerhaus ihren Namen. Eine Sehenswürdigkeit am Burgerhaus ist die „Räst“ aus Basalt. Genau genommen sind es zwei: eine für Lasten, die man mit dem Kopf oder auf dem Rücken transportierte, und eine am Boden.
Das Burgerhaus ist ein tragischer Ort, so Frank Neupert der die Wandergruppe ab jetzt übernahm. Hier seien am 1. April 1946 bei einem Raubüberfall insgesamt neun Menschen brutal erschossen worden. Die von der Andernacher Kriminalpolizei und den damals zuständigen französischen Dienststellen unternommenen Versuche, den Fall aufzuklären, blieben recht oberflächlich und ohne Erfolg.
Erst als Mitte der 1960er Jahre eine Verjährung des Falles drohte, ermittelte das rheinland-pfälzische Landeskriminalamt erneut und dieses Mal sehr analytisch. Es taten sich neue Spuren auf, diese Vorgänge in den „Plaidter Blättern“ unter Beachtung personen- und datenschutzrechtlicher Bestimmungen aufzuarbeiten.